Fliegen im Sommer und Gebirge – darauf musst du achten!

Letzte Woche hat das Fliegermagazin einen Beitrag zu einem Abschlussbericht der SUST publiziert. Traurige Bilanz: Ein Alpenflug endet für die drei Insassen tödlich. Letztes Wochenende sind in den Schweizer Bergen ebenfalls zwei Gleitschirmpiloten tödlich verunglückt. Weiter heisst es im Beitrag: «Das Fliegen im Gebirge ist anspruchsvoll. Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Piloten die Leistungen ihres Fluggeräts überschätzen. Auch Einheimische und erfahrene Flieger sind hiervor nicht gefeit.»
Flugtaktik im Gebirge – lieber zu hoch
Ein Flug in die Berge muss gut vorbereitet sein. Verabschiede dich vom Gedanken, auf einem geraden Strich über die Alpen und durch die Berge zu fliegen. In den Bergen herrschen ganz andere Bedingungen als im Mittelland. Die Lufträume sind kleiner, die Wind- und Wetterverhältnisse anspruchsvoller und der Luftverkehr mit Segel- und Motorflugzeugen, Helikoptern sowie Gleitschirmen vielfältiger und intensiver, vor allem am Wochenende. Umso mehr wird von Pilotinnen und Piloten die volle Konzentration abverlangt. Ein ausführliches Briefing ist also das A und O, um sich mehrmehr Kapaziäten beim Pilotieren freizuhalten. Die dabei zu beachtenden Punkte wurden bereits im Beitrag Briefing, Flugtaktik und Passüberquerung aufgegriffen. Kurz lauten diese nochmals:
- Fliege nie in ein Tal ein, ohne dass du dich nicht schon am Taleingang mindestens 1000 Fuss (bei Wind eher 2000) über dem dahinter liegenden Pass befindest.
- Fliege auch nicht in der Talmitte sondern an der einen oder andern Seite, um immer genügend Platz für eine etwaige Umkehrkurve zu haben. In der Regel wird das die recht Talseite sein, ausser dort gibts Abwinde; Vorsicht hier kann dir Gegenverkehr deiner Talseite entgegen kommen! See & avoid ist also beim fliegen auf der linke Talseite sehr wichtig!
- Den Pass überquerst du immer im 45 Grad Winkel von der Seite, um wenn’s dahinter nicht weiter geht, leicht ins offene Tal zurückdrehen zu können. Halten den Variometer und Höhenmesser bei der Annäherung an den Pass im Auge. Sollte deine Höhe plötzlich abnehmen, dann ist der richtige Zeitpunkt umzukehren und erneuten Anlauf zu nehmen.
Quelle: Runwaymap.com
Density Altitude, Climb Performance und Steuerungsverhalten
Some like it hot…aircraft do not! Heisse Lufttemperaturen bedeutet geringere Luftdichte. Will heissen: Weniger Auftrieb und weniger Performance, so die Kurzfassung. Alle Piloten lernen bereits während der Ausbildung, dass zu einer seriösen Flugvorbereitung auch eine Startstreckenberechnung gehört. Speziell im Sommer: Neben der deutlichen Verlängerung der Startstrecke nimmt auch die Steigflugrate massiv ab. Insbesondere beim Überfliegen von Luftfahrthindernissen oder Gebirgszügen muss die schlechte Steigleistung bei der Flugplanung antizipiert werden. Im Flug ist es (meist) zu spät.
Heisse Temperaturen haben nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die Triebwerksleistung beim Start oder im Reiseflug sondern auch auf das Flug- und Steuerungsverhalten eines Flugzeugs bei der Landung. Warme Luft ist dünner, daher erzeugt der Flügel bei gleicher Geschwindigkeit weniger Auftrieb. Um den gleichen Auftrieb zu erreichen, muss das Flugzeug mit höherer Anfluggeschwindigkeit geflogen werden. Besonders im Langsamflugbereich kurz vor dem Aufsetzen kann die Steuerreaktion träger sein. Piloten müssen oft grössere Ruderausschläge setzen, um dieselbe Steuerwirkung zu erzielen.
Quelle: UBC ATSC 113 – Density altitude, Determine “density altitude” and explain why pilots use it
Warmluftturbulenzen bei der Landung – die unsichtbare Gefahr
Gerade im Sommer können Flüge turbulent sein. Meist werden wir dann einfach ein bisschen durchgeschüttelt. Wieso? An sonnigen Tagen heizt sich der Boden ungleichmässig auf, insbesondere dunkle Flächen (Asphalt, Acker, Felsen) erwärmen die Luft stärker. Wenn die Warmluft genügend Auftrieb erhält, löst sie sich als Thermikblase vom Boden ab und steigt auf. Dieser Aufstieg kann sehr plötzlich einsetzen. Thermik: aufsteigende warme Luft – der natürliche Lift in der Troposphäre – MeteoSchweiz
Beim Anflug im short final – einer ohnehin kritischen Flugphase – können ablösende Warmluftblasen eine reelle Gefahr darstellen, vor allem in niedriger Höhe. Denn in dieser Phase sind die Geschwindigkeit und Energie gering und je nachdem bleibt wenig Zeit zum Ausgleichen der Fluglage.
Wie kann diese Gefahr minimiert werden? Wenn einem wegen der heissen Sommertemparatunren der Schweiss im Cockpit den Rücken herunterläuft, ist es ratsam, einen Flug vielleicht eher auf den Morgen oder Abend zu verlegen. Denn dann ist auch die Thermik schwächer. Wer sich das Erelebnis nicht entgehen lassen will, der sollte bei turbulenten Bedingungen die Anfluggeschwindigkeit leicht erhöhen (Sicherheitsreserve) und auf plötzliche Windänderungen resp. Warmluftblasen vorbereitet sein. Ausserdem ist bei stark thermischen Bedingungen, wenn möglich eine Piste mit freier Anströmung und wenig Hitzeflächen im Endanflug zu wählen.
Quelle: Michael F.H. Krutina, Schematische Darstellung der Ablösung und des Aufsteigens eines erwärmten Luftpakets.
Safety first, every flight, every time.
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