Lesson Learned: Ich kehre um!

Das Ereignis liegt schon viele Jahre zurück, hat mein Fliegerleben aber nachhaltig beeinflusst. Ich besass damals einen Doppeldecker mit einer höchst rudimentären Instrumentierung, die aber für den Zweck der Maschine völlig ausreichte. An einem freien Tag flog ich mit einem Freund, der über keine fliegerische Ausbildung verfügte, von Bern nach Saanen. Das Wetter schien für den Flug in Ordnung zu sein. Als wir am späteren Nachmittag zurück fliegen wollten, zeigte sich die Bewölkung aber schon einiges dichter als erwartet. Aus diesem Grund entschied ich mich, statt direkt Bern-Belp anzufliegen, über Greyerz und Freiburg auszuweichen.

Schon kurz nach dem Start verschlechterte sich die Sicht dramatisch, und die Hoffnung auf eine höhere Wolkendecke zerschlug sich rasch. Ich wusste genau, dass wir beim Einflug in eine Wolke ohne künstlichen Horizont verloren wären. Der innere Druck wurde immer grösser, als ich nach Ausweichmöglichkeiten suchte. Und dann sagte ich laut: „Jetzt kehre ich um!“

Von diesem Moment an ging es mir mental viel besser, ich fühlte mich wieder wohl und der Situation gewachsen. Kurz darauf landeten wir wieder in Saanen. Dass ich aufgrund des schlechten Wetters mein Flugzeug eine Woche dort stationieren musste, spielte keine Rolle. Und die Heimfahrt bei strömendem Regen im Zug verlief sicher und angenehm.

Lesson Learned: Seitdem mir damals klar wurde, dass ich fliegen will und nicht fliegen muss, habe ich meine Regel „Lieber umkehren als stur auf einem vorgefassten Plan beharren“ schon mehrmals verwendet. Und den Satz „Ich kehre um!“ lernen auch meine Flugschüler.


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