WEF 2023: Die Sperrzone, die gar keine ist – ein Gastbeitrag der Schweizer Luftwaffe

Während des WEF kommt es im Engadiner Luftraum vorübergehend zu Einschränkungen (siehe Beitrag WEF: Flugeinschränkungen vom 13. – 21. Januar 2023). Um eine Sperrung, wie man in Publikumsmedien oft liest, handelt es sich aber nicht. Mit ein wenig zusätzlichem Aufwand bleibt für Pilotinnen und Piloten nämlich vieles möglich, wie eine Nachfrage bei der militärischen Luftfahrtbehörde (MAA) zeigt.

Im Hinblick auf das Weltwirtschaftsforum in Davos hat der Bundesrat beschlossen, den Luftraum in der betroffenen Region einzuschränken. Konkret bedeutet das, dass in einer Zone von 25 nautischen Meilen (ca. 46 km) um Davos während rund einer Woche nur mit Erlaubnis und auf vorgegebenen Routen geflogen werden darf. Der Schlüssel liegt in der sorgfältigen Vorbereitung.

«Wer dort fliegt, ist unter permanenter Beobachtung.»
Oberst im Generalstab Martin Hess

 

Mit der Cessna nach Samedan
Wir begleiten die fiktive Pilotin Anna, die mit ihrer Cessna über die Alpen nach Samedan fliegen will. Dazu muss sie vorgängig ein Gesuch stellen. Eine Begründung braucht es nicht, wohl aber eine Kopie ihrer ID oder ihres Passes. Weiter muss sie, anders als für sonstige inländische VFR-Flüge üblich, zwingend einen Flugplan einreichen. Wenig später erhält sie von der Luftwaffe die Erlaubnis und ihren zufällig generierten, persönlichen Transpondercode.

Am nächsten Tag fliegt Anna bereits über den Gotthard. Während sie sich dem Splügenpass nähert, stellt sie ihren Transponder von 7000 auf ihren persönlichen Code um und kontaktiert auf der publizierten Frequenz die Einsatzzentrale (EZ) der Luftwaffe, um sich anzumelden und ihre Absicht mitzuteilen: Landung in Samedan via Route Delta, also via Splügenpass, Thusis, Tiefencastel und Julier.

In der EZ wird kontrolliert, ob der Transpondercode und die Immatrikulation des Flugzeugs stimmen und ob die genannte Route zum Flugplan passt. Gibt es keine Auffälligkeiten, erhält Anna grünes Licht, und zwar in doppelter Hinsicht. Ihre Cessna erscheint nämlich ab jetzt auf dem Radar als grüner Punkt, nicht nur in der EZ selbst, sondern auch bei den Piloten der Luftwaffe, die den Luftraum vor Ort kontrollieren.

Jetzt muss Anna bloss noch darauf achten, dass sie immer auf der reservierten Route bleibt: «Flugzeuge im eingeschränkten Luftraum werden permanent überwacht. Bereits bei kleinen Abweichungen können wir vor Ort sofort intervenieren», erklärt Oberst im Generalstab Martin Hess, Chef der Flugbetriebsbehörde bei der MAA und selbst als Pilot im WEF-Einsatz. Auch ohne Fehlverhalten muss man als Pilotin oder Pilot jederzeit damit rechnen, dass man von einem militärischen Flugzeug in der Luft identifiziert und kontrolliert wird.

Keine Plauschflüge über Davos
Deutlich strenger reglementiert ist der Luftraum über Davos selbst. Dort besteht für die Dauer des WEF eine Kontrollzone (CTR) mit einem Radius von 2.7 nautischen Meilen (5 km). Die CTR ist nur für ganz spezifische Flüge zugänglich, zum Beispiel für die militärischen Helikopterflüge, mit denen die Armee unter anderem völkerrechtlich geschützte Personen nach Davos transportiert, für akkreditierte private Anbieter von VIP-Helikoptertaxis oder selbstverständlich für medizinische Notfalltransporte, wie sie die REGA oder die Alpine Air Ambulance durchführt.

 

Die Luftfahrtkarte zeigt die möglichen Routen durch den Luftraum um Davos.

 

 

Autor: Philipp Imhof

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