Landung bei Seitenwind (1/3): Die Seitenwindkomponente

Gerade im Herbst müssen Pilotinnen und Piloten dem Thema Wind eine grössere Beachtung schenken. Starker Wind von der Seite (Crosswind) ist eine besondere fliegerische Herausforderung, insbesondere bei der Landung, aber auch beim Start. Dabei geht es nicht nur darum, ob man eine korrekte Technik für eine Seitenwindlandung oder einen Seitenwindstart beherrscht, sondern auch, ob die Seitenwindkomponente (Crosswind Component) den Trainingsstand des Pilot in Command (PIC) oder die Limitationen des Flugzeugs nicht überschreitet. Im Flughandbuch ist die Crosswind Component als maximal erprobte Seitenwindkomponente oder sogar als Limitation angegeben. Ist diese für das jeweilige Flugzeug zu gross, muss auf eine andere Landebahn ausgewichen werden. Für eine Piper PA 28 liegt die maximal erprobte Seitenwindkomponente bei 17kt, für die Cirrus SR 22 bei 21kt.

Natürlich kann man die Seitenwindkomponente mit einer Formel genau ausrechnen. Aber im Cockpit ist oftmals dafür keine Zeit und so verwendet man normalerweise eine Faustformel, welche in der Praxis ausreichend gute Werte ergibt, um eine Entscheidung zu treffen. Bei Faustformeln geht es immer um einen Kompromiss aus Anwendbarkeit und Genauigkeit. Es gilt also eine möglichst einfach im Kopf zu handhabende Formel anzuwenden die gleichzeitig hinreichend genaue Ergebnisse liefert. Dabei fällt es den meisten Menschen leichter mit kleinen und ganzen Zahlen zu rechnen als mit grossen Werten oder Dezimalzahlen.

Die Drittel-Methode
Eine Formel bzw. Methode ist die so genannte „Drittel-Methode“. Dazu wird der 180°-Sektor links und rechts der Flugstrecke bzw. der Anfluggrundlinie in jeweils 30°-Teilsektoren unterteilt (siehe Grafik.) Kommt der Wind aus einem Bereich von 0° bis 30° rechts oder links der Strecke, so wird als Seitenwindkomponente 1/3 der Windstärke des vorhergesagten Windes angenommen. Bei einem Wind aus 30° bis 60° in Bezug auf die Strecke werden 2/3 der vorhergesagten Windstärke als Seitenwindkomponente angenommen; bei einem Wind aus 60° bis 90° entsprechend 3/3 als Seitenwindkomponente. Für die Kalkulation der Rückenwindkomponente gilt diese Methode entsprechend.

Die „Drittel-Methode“ ist einfach anzuwenden, ergibt aber nur grobe Werte über die Seitenwindkomponente. Wenn man es ganz genau haben möchte, muss man die Seitenwindkomponente mit der mathematischen Sinus-funktion ausrechnen.

Beispiel: Berechnung der Seitenwindkomponente nach der „Drittel-Methode“ RWY 25, Wind 200°/30 kt • Windwinkel (Winkel zwischen Anfluggrundlinie und Windrichtung) 50° • 50° liegt im 2. Sektor, d. h. 2/3 von 30 kt = ca. 20 kt Seitenwind

Die 10-er Methode

Für die Seitenwindberechnung nach der 10er-Methode hilft eine einfache Formel . Diese lautet für Windstärken bis 20 Knoten: Windwinkel durch zehn plus zwei gleich Seitenwind durch zwei. (siehe dazu Formel)

Beispiel: Wind aus 320 Grad mit 20 Knoten. Pistenausrichtung 350 Grad.
1. Windwinkel (WCA) 350-320=30 Grad
2. (Windwinkel / 10 +2) * 2 = Seitenwindkomponente


30 Degrees is Half

Der Spruch “30 Degrees is Half” ist einfach zu merken und ist geometrisch korrekt: Ein Sinus von 30 Grad entspricht 0.5. Kommt der Wind aus 30° mit 20kts, dann ist die Seitenwindkomponente 10kts. Als Faustformel kann man die Aussage wagen, dass Seitenwind aus über 60° bereits vollständig als Seitenwindkomponente betrachtet werden soll, denn der Sinus von 60° ist bereits 0.866 und entspricht bei 20kts Wind schon über 17kts. Für die Einschätzung der Seitenwindkomponente kann man sich deshalb merken: 30 Degrees is Half, 60 Degrees is Full

sin 10° = 0,2
sin 20° = 0,3
sin 30° = 0,5
sin 40° = 0,6
sin 50° = 0,8
sin 60° = 0,9
sin >60° = 1,0
Beispiel: Wind 340 Grad mit 30 Knoten, Pistenausrichtung 300 Grad
Windwinkel= 40°(sin 0,6) = 0,6 x 30 = 18 Knoten Seitenwindkomponente

 

Fazit:
Der Aspekt Seitenwind sollte unbedingt vor jedem Flug in das Flugbriefing Eingang finden. Welche Methode am einfachsten anwendbar und im Cockpit abrufbar ist, muss jede/r für sich bestimmen.

Ausblick:
Im nächsten Beitrag legen wir den Fokus auf die Techniken für Starts und Landungen bei Seitenwind.

 

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