Wie sich Allergien auf die Flugtauglichkeit auswirken

© Serge Grogg

Vögel zwitschern, das Gras und die ersten Blüten spriessen und wiegen sich auf dem Flugplatz im leichten Frühlingswind – und gleich bei der ersten Vorflugkontrolle kommen sie wieder: die Symptome des typischen Heuschnupfens. Die Nase ist verstopft, die Augen tränen und jucken. Pollenzeit ist Heuschnupfenzeit! Etwa jeder fünfte in der Schweiz ist von einer Pollenallergie betroffen, die auch zu Asthma führen kann. Dies geschieht am ehesten, wenn eine Pollenallergie über längere Zeit unbehandelt bleibt.

Ist das nun schon ein Problem für Piloten und ihr Tauglichkeitszeugnis? Kann man einfach ins Cockpit steigen und losfliegen? Oder muss erst der Fliegerarzt konsultiert werden?

Jeder Pilot / Jede Pilotin reagiert unterschiedlich auf Pollen
Pollen können je nach Jahreszeit fast überall in der Atemluft vorhanden sein, wobei die Saison je nach Wetter und Region bereits Ende Januar, anfangs Februar beginnt. Allerdings hängt die luftgebundene Pollenbelastung stark von Wetterfaktoren wie Luftfeuchtigkeit und Wind ab. Insbesondere im Frühjahr bis weit in den Sommer hinein schweben sie sogar bis in Höhen von 5000 Fuss über Grund. Manchmal können stark geschwollene Schleimhäute zu Druckausgleichsstörungen führen. Ebenso sind Personen mit starken Allergien häufig in ihrem Allgemeinzustand reduziert, was sich auf die allgemeine «Fitness to Fly» auswirkt.

Die Beurteilung, ob man als Pilot sicher agieren kann, hängt primär von der Gefahr einer plötzlichen Handlungsunfähigkeit (sudden incapacitation) ab. Aber es gilt auch die schleichende Handlungsunfähigkeit (subtle incapacitation) nicht ausser Acht zu lassen. Wer seine Allergie schon jahrelang kennt, kann ihre Auswirkungen gut einschätzen. Beim Neuauftreten jedoch ist Vorsicht geboten, es ist besser die Ursache abzuklären.

Darf ich mit einem antiallergischen Medikament noch fliegen?
Doch nicht nur die Allergiesymptome können problematisch sein, sondern auch die Medikamente, die deren Auswirkungen dämpfen sollen. Es gibt Substanzgruppen, die als Nebenwirkung gelegentilich Müdigkeit, herabgesetzte Reaktionsfähigkeit oder Schwindel haben können – alles Symptome, die man sich nicht im Cockpit wünscht.

Nimmst du Antihistaminika, um fliegen gehen zu können? Kennst du die Nebenwirkungen deines Medikamentes? Wie sieht’s mit dem Risiko von beeinträchtigter Konzentration und Wachheit aus?

Der (Flieger-) Arzt hilft dir
Auf jeden Fall solltest du deinen verschreibenden Arzt oder beim Kauf von rezeptfreien Mitteln in der Apotheke darauf hinweisen, dass die Fliegertauglichkeit nicht beeinträchtigt werden darf. Es gilt auch hier, zuerst die Verträglichkeit am Boden zu beobachten, und im Zweifelsfall den Fliegerarzt zu kontaktieren – er weiss am besten welche Substanzen für Piloten am geeignetsten sind und wie vorzugehen ist. Er kann dich auch über Alternativen informieren, wie Nasensprays mit Cortison oder spezielle Augentropfen, die beides nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich sind.

Es sollte sich also praktisch immer eine für dich geeignete Allergietherapie finden, mit der du fliegen gehen kannst. Sprich am besten während deines Medicals beim AME darüber.

Quellen:
Über Allergien: aha! Allergiezentrum Schweiz – Pollenallergie (Heuschnupfen)
Pollenkalender: Polleninformationen – MeteoSchweiz (admin.ch)
Pilotieren und Medikamente – EASA Easy Access Rules for Medical Requirements GM1 MED.A.020(d)(3) (Seiten 38-40): Easy Access Rules for Medical Requirements (europa.eu)

 


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