Benützung des Niederschlagsradars als Ist-Zustand für ein Wetterbriefing
Man braucht keine Pilotin oder Pilot zu sein, um die Gefährlichkeit von Gewittern zu erkennen. Die enorme Energie und Zerstörungskraft, die von Gewittern ausgehen sind regelmässig in den Nachrichten zu sehen. Umso mehr ist es für Piloten ratsam, bei Wettersituationen mit Gewitterneigung eine solide, meteorologische Flugvorbereitung vorzunehmen. Dazu nutzen viele Piloten “Meteo-Apps”. Über deren Nutzen und Einschränkungen haben wir bereits in zwei Stay-Safe-Beiträgen im Mai berichtet.
In diesem Beitrag widmen wir uns einer ganz speziellen Funktionalität von Wetter-Apps, dem Niederschlagsradar. Denn dieser wird meist zur Identifizierung von herannahenden Gewittern herbeigezogen, so wie er beispielsweise in der App MeteoSchweiz vorzufinden ist. Nebst dem Niederschlagsradar visualisiert die App auch die Niederschlagsbewegung und die sich entwickelnden Gewitterzellen. Doch Vorsicht! Die in der App dargestellten Animationen des Niederschlagsradars weisen eine Zeitverzögerung von bis zu 10 Minuten auf. Insofern ist die Verwendung des Niederschlagsradars als Ist-Zustand rund um einen Start- oder Zielflugplatz nur bedingt möglich. Ausserdem sind damit noch weitere Risiken verbunden, wie aus einem Bericht der Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) vom 25. März 2021 zu einem schweren Vorfall auf dem Flugplatz Birrfeld hervorgeht.
Der SUST-Bericht hielt nämlich fest, dass das Niederschlagsradar keine Informationen zu den Windverhältnissen rund um die Gewitterzellen liefert. Es besteht also die Gefahr, dass der Böenkranz, der eine Gewitterzelle umfasst und sich über mehrere Dutzend Kilometer erstrecken kann, nicht erkannt wird. Diese Böen verbunden mit Windscheren entstehen aufgrund Ein- und Ausfliessen von Luftmassen in und aus der Gewitterwolke.
Vor einigen Monaten wurde allerdings die MeteoSchweiz-App mit weiteren Funktionalitäten erweitert. So sind neu nebst Wind, Wolken, Temperaturen und Niederschlägen auch ein animiertes Satellitenbild von Europa enthalten. Mit dieser Verbesserung ist es nun möglich, die Windsituation rund um eine Gewitterzelle auf verschiedenen Ebenen bessere einzuschätzen. Gleichwohl: Wer auf Nummer sicher gehen will, fliegt einen weiten Weg um Gewitter herum.
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