Fliegen mit digitalen Helfern: Vorsicht vor unsichtbaren Risiken

Elektronische Hilfsmittel (Apps) auf Mobiltelefonen, iPads oder anderen Tablet-PCs (Electronic Flight Board, kurz EFB) sind bei Piloten sehr beliebt. Es ist aber wichtig, dass man sich bei der Verwendung von EFBs auch der möglichen Risiken bewusst ist.

EFBs sind funktionsreich, einfach zu bedienen und ersetzen zahlreiche Unterlagen in Papierform wie ICAO-Karten oder das VFR-Handbuch. Diese Planungs- und Navigationsprogramme ermöglichen es, mit wenigen Klicks einen Flug zu planen, inklusive fuel calculation, Weight&Balance-Berechnung, Wetter und NOTAMS. Im Flug lotsen einen diese digitalen Helfer dank GPS entlang dem geplanten Weg und versorgen die Cockpitcrew mit entsprechenden Luftraum- und Terrainwarnungen. Sogar Kollisionswarngeräte können eingebunden werden, die den Flugverkehr visuell darstellen und den Piloten auch akustisch warnen.

Es ist unbestritten, dass diese digitalen Hilfsmittel Pilotinnen und Piloten sowohl bei der Planung als auch bei der Navigation im Flug unterstützen, insbesondere bei Flügen im Ausland. Studien und Untersuchungsberichte zeigen aber auch Limitationen und Risiken, die es zu kennen gilt und die berücksichtigt werden müssen. Zunächst muss sichergestellt werden, dass die verwendeten EFBs für den Flug zugelassen sind und dass die Daten vor dem Start auf dem neuesten Stand sind, da sonst falsche Informationen für die Planung verwendet werden könnten. Normalerweise wer-den die Daten automatisch aktualisiert, wenn das EFB während der Planung am Boden mit dem Netzwerk verbunden ist. Zur Sicherheit sollte jedoch vor jedem Flug das letzte Aktualisierungsdatum überprüft werden.

Befestigung im Cockpit

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, ein EFB im Cockpit eines Luftfahrzeugs zu installieren: Zum einen gibt es den festen (permanenten) Einbau. Dieser muss entweder durch die EASA (für EASA-Luftfahrzeuge) oder durch das BAZL (für Non-EASA Luftfahrzeuge) oder nach CS STAN (Standard Change CS-SC105b INSTALLATION OF MOUNTING SYSTEMS TO HOLD EQUIPMENT) zugelassen sein. Die zweite Möglichkeit betrifft die Befestigung von EFBs, die als «Loose Equipment» bezeichnet werden. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Geräte, die nicht Teil der zugelassenen Konfiguration des Luftfahrzeugs sind und daher in der Regel nicht fest eingebaut werden. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass die Befestigung an einer geeigneten Stelle erfolgt und ausreichend stabil ist. Das EFB darf nicht in die Steuerung des Luftfahrzeugs herunterfallen und diese blockieren, was leider auch schon zu schweren Unfällen führte.

Anordnung im Cockpit und Nutzung

Die Verwendung von EFBs kann Piloten genau gleich ablenken wie das Mobiltelefon Autofahrer. Digitale Karten können zwar hilfreich für die Bestimmung der gegenwärtigen Position sein. Jedoch tendieren viele Piloten, sich zu stark auf die EFBs zu konzentrieren. Problematisch ist auch eine falsche Positionierung des Gerätes im Cockpit oder ein (Strom-)Ausfall während des Flugs. Die Folge: Die verfüg-bare Zeit für die Luftraum- und Terrainbeobachtung wird erheblich reduziert und das Risiko einer gefährlichen Annäherung mit einem anderen Luftfahrzeug erhöht. Daher ist das Mitführen von Backup-Geräten oder Dokumenten in Papierform nicht nur ratsam, sondern sicherheitsrelevant.

Überhitzung oder Entzündung

Bei starker Beanspruchung oder Sonneneinstrahlung können EFBs schnell erhitzen. Daher sollten Powerbanks erst nach dem Flug verwendet werden, um eine zusätzliche Erwärmung im Flug zu vermeiden. EFBs sind mit einer Sicherheitsvorrichtung ausgestattet, die sie bei übermässiger Hitze vorübergehend abschaltet oder deaktiviert. Dennoch kann ein technischer Defekt, der zu einer unkontrollierten Überhitzung oder gar zu einem Brand führt, nie ausgeschlossen werden. Daher sollte das Gerät möglichst vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und so betrieben werden, dass eine unkontrollierte Überhitzung vermieden wird.

Fazit

EFBs sind mittlerweile fester Bestandteil der Pilotenausrüstung. Daher ist es wichtig, die oben genannten Punkte zu beachten, damit diese Hilfsmittel sicher verwendet werden können und einen Mehrwert für die Flugsicherheit darstellen. Aus diesem Grund empfehlen wir die Lektüre von Dokumenten, welche sich mit dem Gebrauch und der Installation von tragbaren elektronischen Geräten befassen. Lesenswert ist z.B. «Safety Sense No. 29 2021 – VFR ‹Moving Map› Devices» der CAA UK oder der BAZL-SAND 2023-004. Diese Dokumente sind a in der Rubrik «Safety Medien & Unterlagen» publiziert.

 

Safety first, every flight, every time.


Seite teilen